Lebensmittelverschwendung: Café mit geretteten Lebensmitteln - FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Etwa ein Drittel aller erzeugten Lebensmittel landet Jahr für Jahr auf dem Müll statt auf den Tellern. Allein in Deutschland sollen es rund zwölf Millionen Tonnen im Jahr sein, die spätestens am Ende der Produktionskette, also oftmals vom Verbraucher selbst, weggeworfen werden: darunter Brot, Obst, Gemüse und Fleisch. In Mainz bemühen sich aktuell etwa 1700 Foodsaver darum, in Kooperation mit mehr als 100 Betrieben wie Supermärkten, Bauernläden und Restaurants, noch genießbare Lebensmittel zu retten. Es geht um Waren, die – etwa weil das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist – zwar nicht mehr verkauft, gleichwohl aber ohne Bedenken an Bedürftige verteilt und von ihnen dann auch verzehrt werden können.

Zwölf Mitgliedern der vor allem über soziale Netzwerke verbundenen Community waren die regelmäßigen Rettungseinsätze nicht genug. Sie hatten die Idee für ein erstes Foodsharing-Café in Mainz und auch gleich einen passenden Namen dafür: Café Rettich. Allerdings fehlt ihnen bisher noch ein geeigneter Ort, um die begonnene Initiative in der Stadt zu verwirklichen.

Speisen gegen freiwillige Spende

Ein Vorbild gibt es dagegen, wie das Team interessierten Bürgern Mitte Oktober bei einem Aktionstag vor dem Staatstheater bereitwillig verriet. Das in Stuttgart betriebene Café Raupe Immersatt am Hölderlinplatz sei in etwa das, was man auch in Mainz aufbauen möchte. Von der Idee über eine Crowdfunding-Kampagne, die das benötigte Startkapital in Höhe von 26.000 Euro erbrachte, bis hin zur Eröffnung im Juni 2019 dauerte es allerdings auch bei den Stuttgarter Aktivisten gut drei Jahre. Längst ist dort ein gemütlich eingerichteter Treffpunkt entstanden, der für Besucher kostenfrei zu genießende, weil zuvor gerettete Speisen und biologisch einwandfreie Getränke bereithält, die man auf Wunsch für eine selbst zu bestimmende Spende an der Theke erhält. Darüber hinaus gehören, und so soll es eines Tages auch in Mainz sein, Informationsveranstaltungen und Workshops rund um das Thema „Lebensmittelverschwendung“ zum Angebot; noch dazu stehen im Café Raupe Immersatt gelegentlich auch Kunst und Kultur auf dem Plan.

Hier wie dort will man mit dem Kaffeehausbetrieb nicht in Konkurrenz zu den verschiedenen Tafel-Projekten treten, die schon aktiv sind. Nur das, was die bestehenden Gruppen nicht bräuchten oder nicht selbst abholen könnten, komme für das Café Rettich infrage, versichern die Initiatoren, die im Internet für ihr Vorhaben werben. Zudem hoffe man, bis zur Eröffnung genügend eigene Kooperationsbetriebe zu finden.

Mainz halten die schon deshalb für einen guten Standort, weil die Kommune im Frühjahr eine „Foodsharing-Resolution“ verabschiedet und sich dabei für die Ziele der Lebensmittelretter ausgesprochen hat. Das bewährte Motto „Global denken – lokal handeln“ passe in diesem Fall sehr gut, so die Botschaft der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt, die sich auch selbst gegen Verschwendung einsetzen und bei eigenen Festen und Veranstaltungen noch stärker als bisher darauf achten will, dass keine Lebensmittel in den Abfall wandern.

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