Inflation: Butter, Gurken, Zucker? Diese Lebensmittel verteuern sich besonders - WELT

Die Inflation bleibt hoch in Deutschland. Die Bundesstatistiker bestätigten ihre Zahl von 7,9 Prozent für die Teuerung in Deutschland. Getrieben wurde der Wert auch im August von den Energiepreisen, die über 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zulegten.

Doch auch im Supermarkt bleiben die Preiserhöhungen spürbar: 16,6 Prozent kosten Lebensmittel mehr als vor einem Jahr. Aufschlussreich ist dabei der Blick in die Details der Statistik.

Die Inflationszahlen für einzelne Lebensmittelkategorien zeigen: Die Inflation hat sich nicht durch alle Produkte hindurchgefressen. Weiterhin liegt der Preis bei denjenigen Produkten hoch, deren Weltmarktpreis durch den Ukraine-Krieg enorm gestiegen ist.

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Czech Republic's Industry and Trade Minister Jozef Sikela, right, speaks with Germany's Energy Minister Robert Habeck during a meeting of EU energy ministers at the European Council building in Brussels, Friday, Sept. 9, 2022. European Union energy ministers are holding emergency talks to discuss a price cap on Russian natural gas and a possible windfall levy on European oil and gas companies making extraordinary profits as the war in Ukraine drives up energy prices. (AP Photo/Olivier Matthys)
Steigende Gas- und Strompreise

Das betrifft hauptsächlich Weizenmehl und Pflanzenöl – bei beiden Produkten ist die Ukraine ein wesentlicher Exporteur auf dem Weltmarkt. In der Folge bleiben auch Produkte von Nutzvieh teuer, das mit Kraftfutter gefüttert wird: Fleisch, Milch und Eier.

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Deutlich weniger steigen die Preise bei heimischen Lebensmitteln, die weniger vom Weltmarktpreis abhängig sind. Auch verarbeitete Lebensmittel wie Müslis legten weniger stark zu.

Bei Sonnenblumen- und Rapsöl verzeichnen die Statistiker etwa ein Preisplus von gut 81 Prozent. Die daraus hergestellte Margarine allerdings ist nur 29 Prozent teurer geworden – und bleibt so eine günstige Alternative zur Butter, deren Preis um 49 Prozent gestiegen ist.

Einzelhandel sperrt sich gegen Preisforderungen

Das zeigt: Weil etwa die Lohnkosten bislang kaum steigen, sinkt der Kostendruck, je stärker die Lebensmittel verarbeitet sind oder als Markenprodukt mit einem hohen Werbekostenblock vertrieben werden. So sind etwa Backmischungen mit 13 Prozent wesentlich weniger im Preis gestiegen als Mehl.

Zum gebremsten Kostenanstieg bei solchen Produkten trägt bei, dass sich der Handel in Deutschland weiterhin gegen einige Preisforderungen der Hersteller von Markenartikeln sperrt. Die Discounter und Supermärkte argumentieren, die Industrie müsse einen Teil der Kostensprünge selbst abfedern – etwa durch effizientere Arbeit oder niedrigere Gewinne.

Die Industrie beklagt sich daher, dass sie mit ihren Preisforderungen nur langsam durchdringt. Sie drängt den Handel allerdings zu weiteren Preiserhöhungen, mit denen sie ihre Kostensteigerungen weitergeben und die eigenen Gewinnmargen absichern will. Das lässt vermuten, dass einige Preissteigerungen lediglich aufgeschoben sind.

Quelle: exdez/Getty Images; Infografik WELT

Edeka klagte zuletzt sogar mit Erfolg gegen Coca-Cola, um weiter beliefert zu werden, obwohl der Händler eine geforderte Preiserhöhung nicht zahlen will. Die Statistik stützt dabei die Argumentation von Edeka: Zucker, ein Hauptbestandteil der klassischen Cola, ist mit einem Plus von 2,2 Prozent kaum teurer geworden. Bislang jedenfalls dämpft die harte Haltung der Händler die Cola-Inflation: Der braune Softdrink kostet über alle Marken nur 4,1 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Allerdings dürfte das Verlangen der Hersteller nach höheren Preisen anhalten. Sie fürchten, dass die Kostensteigerungen sonst allein zulasten ihrer Gewinne gehen – und wollen ihre Aktionäre nicht enttäuschen, denen sie vor der Krise steigende Margen in Aussicht gestellt haben.

Weitere Preiserhöhungen im Einzelhandel

Somit könnten die Preissteigerungen lediglich vertagt sein, die aufgestaute Inflation also noch im Supermarkt ankommen. Das Ifo-Institut warnte denn auch, im kommenden Jahr werde die Teuerung sogar noch höher liegen als derzeit.

So hofft etwa der Nivea-Hersteller Beiersdorf darauf, in den kommenden Monaten zwölf bis 18 schrittweise weitere Preiserhöhungen durchsetzen zu können. Bislang habe der Dax-Konzern seine Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Energie nur zur Hälfte an den Handel weitergeben können, sagte Beiersdorf-Vorstand Oswald Barckhahn in Hamburg.

Dabei kämen einige Chemierohstoffe aus China, das wegen der Lockdowns weniger liefere. Auch seien Pflanzenöle, die Mineralöle in der Kosmetik schrittweise ablösen sollen, teurer. Doch die Gespräche mit dem europäischen Handel dazu gestalteten sich schwierig, klagte der Manager – obwohl die bisherigen Nivea-Preissteigerungen im laufenden Jahr nicht zu Einbußen beim Marktanteil geführt hätten.

Teuerung nicht bei allen Lebensmitteln

Hoffnung kann den Verbrauchern allerdings machen, dass die Teuerung nicht bei allen Lebensmitteln zugeschlagen hat. So bleibt Wildfleisch mit einem Preisanstieg von nur 3,3 Prozent fast stabil – schließlich werden Wildtiere in der Regel nicht oder kaum gefüttert. Auch heimische Früchte wie Weintrauben und Äpfel bleiben dank guter regionaler Ernten günstig.

Bananen zeigen mit einem ebenfalls unterdurchschnittlichen Preisanstieg, dass auch längere Lieferwege trotz der angespannten Logistiklage nicht zwingend große Preissprünge verursachen. Lediglich bei Gurken gibt es mit 50 Prozent einen extremen Preisausschlag: Das Gemüse reagiert sensibel auf widrige Witterung.

Noch also folgen die meisten Preiserhöhungen den tatsächlichen Verwerfungen an den Rohstoffmärkten. Auch bei Lebensmitteln zeigt sich so im Kern eine importierte Inflation, die bei einer Beruhigung der Weltlage wegfallen könnte.

Zumindest bei unverarbeiteten Lebensmitteln könnte sich somit der Preis stabilisieren. Das signalisiert der Weltmarkt: Seitdem wieder Weizen-Schiffe die Ukraine verlassen, steigt der Weltmarktpreis etwa nicht mehr. Er liegt seit Wochen recht stabil rund 35 Prozent über dem Vorjahresniveau. In den Wochen nach dem Kriegsbeginn lag das Preisplus zeitweise doppelt so hoch – getrieben auch durch Spekulanten, die eine weitaus größere Welthungerkrise erwartet hatten.

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