90 Kuchen für die Helfer im Katastrophengebiet - Frankfurter Neue Presse
Vereinigung stellt sich neu auf und versucht, Mitglieder zu gewinnen
Usinger Land. Die Landfrauen bewahren als starkes Frauennetzwerk Traditionen, sie sind Sprachrohr für Frauen im ländlichen Raum. Weiterbildung im Backen, Kochen, Kranzbinden, aber auch bei Finanz- und Umweltthemen stehen seit Jahrzehnten auf ihrer Agenda. Sind die Landfrauenvereine, wie es sie auch im Usinger Land noch gibt, in einer digitaler werdenden Welt und nach zwei Jahren Corona-Pause aber noch zeitgemäß?
Fragt man sie selbst, hört man ein klares "Ja", aber auch ein Aber: "Wir müssen unseren Platz erst wieder finden", sagt Edith Sorg-Emmerich, Chefin des Bezirkslandfrauenvereins Usingen, dem 800 Mitglieder aus elf Ortsvereinen angehören. Fürs Kuchenbacken, Grüne Soße rühren, Klöße-rollen und Binden von Adventskränze brauche heute niemand mehr Landfrauen, "die Anleitungen findet man zu Hauf im Internet", sagt sie und fügt hinzu: "Der Kulturwandel ist in vollem Gang. Wir müssen eben auch digitaler werden, sind es auch schon, jedenfalls die jüngeren von uns - für die älteren ist das aber ein Problem."
Die Zoom-Konferenzen, die zu unterschiedlichsten Themen angeboten werden, seien sogar recht gut besucht. Die seit fast zwei Jahren durch die Pandemie ausgefallenen Präsenztreffen jedoch, vor allem für ältere, alleinstehende Mitglieder häufig die einzige Möglichkeit der Kontaktpflege, fehlten jedoch: "Gerade für Ältere war und ist das bitter. Jetzt, wo es langsam wieder geht, ist das immer noch ein Problem, denn viele haben einfach Angst, unter Leute zu gehen", sagt Sorg-Emmerich.
Zeichen gesetzt
Ein Zeichen, "dass es uns noch gibt, fast ein wenig wie früher" (Sorg-Emmerich), sei die "Kuchen-Brücke" ins Ahrtal gewesen: Landfrauen des Bezirksverbandes haben gerade 90 Kuchen gebacken und persönlich im Krisengebiet abgeliefert, wo sie kostenlos an die Helfer verteilt wurden. "Vom Riwwelkuche über Rührkuchen bis zur Schwarzwälder war alles dabei", erzählt sie. Man sei einen ganzen Tag geblieben, habe sich nützlich gemacht und einen riesigen Berg Kartoffeln geschält. Bärbel Osietzki, Rosel Salomon, Heidrun Busch, Iris Hostert, Ortrun Seitz und Edith Sorg-Emmerich wurden nach ihrem Einsatz, an dessen Ende leckeres Gratin und Kartoffelpuffer standen, nur ungern, mit viel Lob und Dank am Abend wieder verabschiedet.
Digital wird wichtiger
Die Landfrauen in Weilrod mit Beate Rühl an der Spitze, gibt es ebenfalls noch, wenn auch mit anderem Tätigkeitspektrum. "Wir treffen uns jeden ersten Mittwoch im Monat im Dorfgemeinschaftshaus, allerdings in kleiner Besetzung", sagt Rühl. Das habe mit den Corona-Regeln zu tun, aber auch mit dem Interesse, "unsere Mitglieder werden eben auch älter", sagt sie. Dennoch ist die Vorsitzende des 1965 gegründeten Landfrauenvereins "ganz zufrieden" und denkt auch an alles, nur nicht ans Aufhören.
Die Backesfeste, aber auch die anderen Traditionsfeste, etwa der grüne Soße-Wettbewerb, seien zwar zweimal ausgefallen. Sie gebe die Hoffnung aber nicht auf, dass sie 2022 wieder stattfinden können. Jetzt überlege man sich aber erst einmal, ob es am 16. Dezember wieder eine Waldweihnacht gibt. Die würde zwar im Freien stattfinden, "es will aber auch organisiert werden, das ist momentan ein bisschen das Problem, wer soll's machen?"
In Wehrheim ist Daniela Schröder zuversichtlich. Sie ist ein Drittel des dreiköpfigen Führungsteams des Landfrauenvereins, zusammen mit Beate Etzel und Kerstin Gusche. Über die Pandemie sei es gelungen, beisammen zu bleiben. Auch wenn es nicht die typischsten Landfrauenthemen seien, so hätten die die Gemeinschaft virtuell pflegenden Zoom-Treffen doch viel Zulauf.
Das von den Friedberger Kolleginnen abgeschaute Computerspiel "Stadt, Land Fluss" sei der Renner. Man treffe sich aber auch zum Spazierengehen und zum Radeln durch die Wehrheimer Feldgemarkung. Mit über 30 Interessenten super besucht sei auch eine Waldführung mit Förster Björn Neugebauer gewesen. All das halte die Gemeinschaft zusammen, ist Schröder zuversichtlich, dass das so bleibt. Zumindest sieht es derzeit so aus.
"Natürlich hat die Pandemie auch bei uns Spuren hinterlassen, das System Landfrauenverein wird sich aber neu entwickeln müssen, wozu es auch gehören sollte, dass sich die Vereine, auch in der Region, besser vernetzen und von den Ideen der anderen profitieren", sagt Schröder.
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