Wolfgangsee in Österreich: Kaffee und Kuchen nur noch für Ungeimpfte - STERN.de
Café am Wolfgangsee Ladenbesitzerin entscheidet: Kaffee und Kuchen nur für Ungeimpfte
In einem Café am Wolfangsee sollen nur noch Gäste bedient werden, die nicht geimpft sind. Experten warnen vor einer gesellschaftlichen Spaltung – und der Oberbürgermeister belächelt die Aktion.
In dem Ort Strobl am Wolfangsee im Salzburger Land hat die Betreiberin eines Bioladens mit Café für Aufsehen gesorgt. Österreichischen Medienberichten zufolge wird dort nur noch ungeimpften Gästen Kaffee und Kuchen serviert. Ähnlich macht es bereits ein Restaurantbesitzer in Kalifornien. Er ruft sogar Kollegen der Branche dazu auf, es ihm gleichzutun.
Rechtlich sei die Entscheidung der Ladenbesitzerin legitim, schreibt das ORF und beruft sich auf den Strobler Bürgermeister, Josef Weikinger. Der distanziert sich jedoch von der Entscheidung. "Man kann nur darüber lachen, sich seinen Teil denken und an die Gäste zu appellieren, dort nicht hinzugehen. Denn das entspricht nicht unserer Linie“, sagte er dem österreichischen Fernsehsender. Ein Gespräch mit dem stern wollte die Ladenbesitzerin nicht führen. Angaben des ORF zufolge hatte sie bereits eine Anfrage des Senders nicht beantwortet.
Experten warnen vor gesellschaftlicher Spaltung
Experten sehen drin den gesellschaftlichen Riss, den die Corona-Politik der österreichischen Regierung verursacht hat. Für den Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch ist dieser Fall symptomatisch für eine wachsende Entfremdung vieler Menschen von klassischen Systemen in Politik und Gesundheitssystemen. Das sei eine Gefährdung der Gesellschaft und die Legitimität der Demokratie. "Und wenn ein großer Teil der Bevölkerung eine Institution als nicht mehr als legitim anerkennt, dann entkoppeln sich diese Leute von der Gesellschaft. Und je mehr sie sich entkoppeln, desto weniger werden Entscheidungen dann auch in ihrem Sinne mitgetragen, und sie machen dann ihr eigenes Ding", warnte er im ORF.
Auch die Professorin für Rechtsphilosophie an der Universität Salzburg, Silva Traunwieser, warnt vor einer Spaltung der Gesellschaft. Mittelfristig betrachtet sei die Corona-Pandemie bedrohlich, weil sie sämtliche Teile der Gesellschaft, unabhängig vom Geschlecht, Alter oder dem Bildungsstand, durchdringe. "Das ist insofern gefährlich, als politische Entscheidungen dann nicht mehr die Legitimität haben. Und wenn sie die nicht mehr haben, dann funktioniert auch die Demokratie nicht mehr“, sagt Politikwissenschaftler Reinhard Heinisch.
"Wir belächeln das einfach"
Reden könne helfen, ist die Rechtsphilosophin Traunwieser überzeugt. Der Strobler Bürgermeister hat sich für einen anderen Weg entschieden. Nach etlichen Gesprächsversuchen entschied er: "Wir nehmen es aber nicht so wichtig, uns eingehend damit zu befassen, sondern man belächelt es einfach."
In Österreich sind Hotellerie und Gastronomie aktuell wieder geöffnet. Zutritt gibt es allerdings nur für Personen, die geimpft, getestet oder genesen sind. Am ersten Juli hatte die österreichische Regierung die Maskenpflicht gelockert. Nun steigen die Fallzahlen landesweit wieder. Bundesweit liegt die Sieben-Tage-Inzidenz aktuell bei 41. Am Dienstag traten erste regionale Verschärfungen in Kraft. Besonders Osttirol ist betroffen. Die Regien verzeichnet derzeit 332 Neuinfektionen. Österreichweit ist das ein Spitzenwert.
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