Lebensmittel, Kleidung, Elektronik: So reduzieren wir unseren versteckten Wasserverbrauch - FOCUS Online
Beim Duschen und Wäschewaschen verbrauchen wir Wasser, das ist klar. Aber wussten Sie auch, dass in Lebensmitteln, Kleidern und Elektronikartikeln jede Menge Wasser steckt? Virtuelles Wasser nennt sich das – und auch hier sollten wir sparen.
Etwa 123 Liter Wasser verbraucht der durchschnittliche Mensch in Deutschland pro Tag – virtuelles Wasser nicht mit eingerechnet. Wassersparen ist für viele selbstverständlich. Dabei brauchen wir Nordeuropäer uns bislang eigentlich um Wasserknappheit (noch) wenig zu sorgen. In vielen Teilen der Erde dagegen ist sauberes Wasser eine knappe Ressource. Expert zufolge verstärkt der Klimawandel diese Ungleichverteilung noch: Der globale Süden wird trockener, der Norden feuchter.
Wir verstärken dieses Phänomen, denn viele unserer Konsumgüter werden unter hohem Wasserverbrauch in Ländern produziert, in denen der Bevölkerung Trinkwasser fehlt. Indem wir bewusst konsumieren und virtuelles Wasser sparen, können wir helfen, die wertvollen Wasserressourcen der Erde zu schützen.
Was ist virtuelles Wasser?
Virtuelles Wasser ist die Menge Wasser, die zur Herstellung eines Produkts oder für eine Dienstleistung verwendet wird. Das umfasst den Wasserverbrauch in der gesamten Produktionskette, also für Anbau oder Abbau der Rohstoffe, Weiterverarbeitung, Beseitigung von Abfällen usw.
In einem harmlosen Produkt wie einem T-Shirt oder einer Tasse Kaffee stecken so schnell mal hunderte Liter virtuelles Wasser. Wissenschaftler der Initiative Waterfootprint Network haben die Wassermengen, die im globalen Durchschnitt für konkrete Produkte und Rohstoffe anfallen, genau berechnet.
Virtuelles Wasser sparen
Wasserspartasten, effiziente Spülmaschinen und Duschköpfe – wir lassen uns einiges einfallen zum konkreten Wassersparen. Doch im Haushalt Leitungswasser einzusparen, ist nur ein Aspekt; oft ist es ohne großen Aufwand möglich, durch bewusste Konsumentscheidungen und verantwortungsvolles Verhalten, auch virtuelles Wasser zu sparen. Wir geben ein paar Tipps, wie Sie Ihren virtuellen Wasserfußabdruck verkleinern können.
Virtuelles Wasser sparen beim Essen
Gerade Lebensmittel benötigen in verschiedenen Teilen der Welt sehr unterschiedlich viel Wasser zur Herstellung. Ein Kilo Kartoffeln verbraucht in Deutschland um die zehn Liter, in Ägypten oft mehrere hundert. Ähnlich verhält es sich mit vielen anderen Gemüse- und Obstsorten. Kaufen Sie daher möglichst regionale und saisonale Lebensmittel. Nicht nur haben die einen sehr viel geringeren Wasserverbrauch als die entsprechende Importware, für Lebensmittel aus der Region wird außerdem kein Wasser verwendet, das dann in wasserarmen Regionen als Trinkwasser fehlt.
Achten Sie zudem auf eine möglichst giftfreie Herstellung der Produkte. Chemikalien wie Dünger und Pestizide können das Grundwasser verunreinigen und verknappen. Der Bio-Landbau verbietet den Einsatz der meisten synthetischen Dünger, Pestizide sowie Chemikalien in der Weiterverarbeitung. Kaufen Sie daher am besten, wann immer möglich, Lebensmittel mit Bio-Siegel.
Fleisch verbraucht in der Herstellung enorme Mengen Wasser, vor allem konventionell erzeugtes Fleisch: Hier haben bereits die eingesetzten Futtermittel wie Soja und Mais einen extrem hohen Wasserbedarf. Die ökologische Tierhaltung hat einen kleineren Wasserfußabdruck, weil ein Großteil des Futters selbst erzeugt wird. Hier ist es wichtig darauf zu achten, woher Fleisch- und Milchprodukte stammen. Im Idealfall kaufen Sie ausschließlich Bio-Qualität. Noch besser für den eigenen Wasserfußabdruck ist es, den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren.
Virtuelles Wasser in Haushalt und Garten
In praktisch jedem Produkt steckt virtuelles Wasser. Virtuelles Wasser kann man sparen, indem man Gegenstände so lange wie möglich verwendet; das gilt für Elektronik ebenso wie für Möbel, Textilien oder Lebensmittel. Je weniger neu produziert werden muss, desto weniger (Wasser-)Ressourcen sind dafür nötig. Auch bei der Wahl der Produkte lässt sich Wasser sparen.
- Zum Beispiel verbraucht Aluminium in der Produktion große Mengen an Wasser und Energie. Vermeiden Sie daher möglichst die Verwendung von Alufolie oder Getränkedosen.
- Es lohnt sich auch bei Toilettenpapier, Druckerpapier und Schulheften ganz genau hinzusehen: Die Herstellung von Normalpapier hat in der Regel einen vielfach höheren Wasserverbrauch als Recyclingpapier.
- Zudem können Sie das Grundwasser schonen, indem Sie im Garten nur biologische Dünger verwenden – damit schützen Sie wichtige Wasserressourcen.
- Reinigungsmittel, die viel Chemie enthalten, können neben Ihrer Gesundheit auch das Abwasser und sogar das Grundwasser belasten, das dann aufwendig gereinigt werden muss. Verwenden Sie zum Waschen, Putzen und Spülen daher möglichst nur natürliche Mittel.
Virtuelles Wasser sparen bei der Kleidung
In Baumwolle steckt sehr viel virtuelles Wasser: Im globalen Durchschnitt werden für die Produktion von einem Kilo Baumwollstoff rund 10.000 Liter Wasser benötigt. Das sind rund 2.500 Liter für ein T-Shirt.
Statt auf Kleidung aus Baumwolle dann doch auf Kunstfasern zu setzen, hilft aber weder der Umwelt noch deiner Gesundheit. Wir empfehlen daher Kleidung aus Naturfasern wie Bio-Baumwolle oder Hanf und Leinen. Denn beim Bio-Anbau werden keine giftigen Pestizide eingesetzt und in der Verarbeitung weitaus weniger schädliche Chemikalien.
Auch das Färben von Kleidung, vor allem mit Chemikalien, belastet den Wasserkreislauf. Um das zu vermeiden, können Sie auf ungefärbte Mode umsteigen, auch das schont das Grundwasser sowie das Abwasser.
Mittlerweile gibt es zudem eine Reihe von Kleidungs-Siegeln, auf die Verlass ist. Hier finden Sie die besten nachhaltigen Mode-Labels. Gar kein virtuelles Wasser „verschwendent“ Sie übrigens, wenn Sie Second Hand kaufen.
Hintergrund: Was ist der Wasserfußabdruck?
Laut Water Footprint Network versteht man unter dem Wasserfußabdruck einer Person, einer Gesellschaft oder eines Unternehmens die Gesamtmenge an Wasser, die für die Herstellung der Güter und Dienstleistungen aufgewendet wird, die diese Person, Gesellschaft oder Firma konsumieren. Dein persönlicher Wasserfußabdruck also setzt sich zusammen aus dem häuslichen Wasserverbrauch, dem Wasserverbrauch für die Produktion von eingekauften Waren sowie dem (in Form von Produkten) importierten virtuellen Wasser.
Anders gesagt: Er beinhaltet den direkten Wasserverbrauch sowie das virtuelle Wasser, das in Konsumgütern steckt. Unser Wasserfußabdruck liegt in Deutschland derzeit bei durchschnittlich rund 3.900 Liter pro Kopf und Tag, wobei der Anteil importierten virtuellen Wassers im internationalen Vergleich relativ hoch ist. Hier können Sie Ihren persönlichen Wasserfußabdruck berechnen (Englisch).
Bei der Berechnung des Wasserfußabdrucks wird zwischen blauem, grünem und grauen Wasser unterschieden, das in Produktionsprozessen verbraucht wird. Blaues Wasser ist Oberflächen- und Grundwasser (zum Beispiel Flüsse, Seen).
Unter grünem Wasser versteht man Regenwasser, das nicht bis ins Grundwasser sickert, sondern im Boden oder an der Oberfläche verbleibt bzw. von Pflanzen aufgenommen wird und dann verdunstet. Vor allem die Landwirtschaft verbraucht viel grünes Wasser: Durch intensiv landwirtschaftlich genutzte Flächen versickert deutlich weniger Regenwasser, was im Extremfall zu sinkenden Grundwasserspiegeln und Wasserknappheit führt.
Graues Wasser ist Frischwasser, das theoretisch aufgewendet werden müsste, um Wasserverschmutzungen „auszugleichen“. Der graue Wasserfußabdruck ist damit ein Indikator für Wasserverschmutzungen in Produktionsprozessen.
Utopia meint: Ganz können wir unseren Wasserverbrauch natürlich (schon aus biologischen und hygienischen Gründen) nicht herunterfahren, das ist klar. Auch nicht, wenn es um den Verbrauch von virtuellem Wasser bzw. um den indirekt verursachten Wasserverbrauch geht. Es hilft jedoch bereits, sich seines eigenen Wasserfußabdrucks bewusst zu werden und zu versuchen, auf „weniger großem Fuß zu leben“, wenn es um Wasser und dessen Verbrauch geht. Und glücklicherweise gibt es auch hier Dinge, die jeder Einzelne von uns tun kann.
Weiterlesen auf Utopia:
Dieser Artikel wurde verfasst von Annika Flatley
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Lebensmittel
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