Bremer Grüne wollen Konsum von Fleisch, Milch und Co. drastisch kürzen - buten un binnen

Bild: DPA | Monika Skolimowsk

  • Hälfte der Freimarkts-Gastronomie soll vegan werden
  • Vegane Speisen sollen Standard in der Gastronomie werden
  • Werbung für Tierprodukte soll eingeschränkt werden

Rein pflanzliche Ernährung soll Standard werden. Für das Klima und für das Wohl der Tiere. Das fordert die Grüne Bürgerschaftsfraktion in einem Positionspapier, das buten un binnen exklusiv vorliegt. Grundsätzlich fordern die Grünen, dass in Bremen rund 75 Prozent weniger Tierprodukte – also neben Fleisch auch Milch und Eier – konsumiert werden sollen. Unter anderem sollen deshalb bei Freimarkt, Osterwiese, Weihnachtsmarkt und Co. zukünftig die Hälfte aller gastronomischen Angebote vegan sein.

Direkt betroffen wären Bremens Schausteller. Susanne Keunecke vom Schaustellerverband ist von diesen Aussichten nicht begeistert: "Bei uns bestimmt die Nachfrage das Angebot. Wenn es diese Nachfrage geben würde, bräuchte man das Angebot nicht von oben zu erzwingen, sondern es gäbe schon 50 Prozent vegane Geschäfte."

Ernährung als politische Frage

Die Idee zu dem Papier stammt vom grünen Bürgerschaftsabgeordneten Philipp Bruck. Er ist sicher: "Wenn man sich die Konsequenzen der Ernährung für den Klimawandel anschaut, wenn man sich anschaut, wie wir da mit Tieren umgehen, wenn man überlegt, welche Risiken wir für neue Pandemien haben, die auch ernährungsbedingt sind, dann ist Ernährung in jedem Fall auch eine politische Frage."

Als umweltfreundlichste Ernährungsweise gilt daher die vegane Ernährung […] Sie ist zugleich vermutlich die wirksamste Maßnahme überhaupt zur Verringerung unseres individuellen Einflusses auf den Planeten. Folglich ist es Aufgabe von Politik, pflanzliche Ernährung in allen Bereichen zu fördern. [...] Gerechtigkeit gegenüber Tieren lässt sich mit dem Konsum tierischer Lebensmittel nicht vereinbaren.

Aus dem Positionspapier der Bremer Grünen

Grüne wollen Tierprodukte in öffentlichen Mensen zur Ausnahme machen

Außerdem wird in dem Papier gefordert, dass in öffentlichen Mensen und Kantinen Tierprodukte perspektivisch nur noch die Ausnahme sein sollen. Und die Grünen wollen, dass in allen Bremer Restaurants und Imbissen zukünftig vegane Speisen mehr Raum bekommen. In dem Papier heißt es dazu unter anderem: "Kochen ohne Tierprodukte muss zum Standard werden, auch in Gastronomiebetrieben […] Gastronomiebetriebe sollen Angebote für Beratungsleistungen zur Ergänzung und Weiterentwicklung ihrer Speisepläne erhalten."

Thorsten Lieder von der Bremer Gastro Gemeinschaft ist aber sicher, dass sich die Politik da nicht einzumischen hat: "Man muss die Menschen überzeugen, wenn man noch nachhaltiger und ökologischer wirtschaften möchte. Das erreicht man nicht durch Verbote oder gesetzliche Vorgaben. Das hat ja bereits die Prohibition gezeigt, dass das nicht funktioniert."

Grüne wollen mit Koalitionspartnern und Opposition diskutieren

Den Vorwurf, die Grünen seien mit ihrem Vegan-Papier wieder mal als "Verbotspartei" zu erkennen, lässt Philipp Bruck nicht gelten: "Das Papier hat das Ziel, Angebote zu verändern und mehr Angebote zu schaffen. Die Leute sollen die Möglichkeit haben, sich vegan zu ernähren. Aber alle, die weiterhin Fleisch essen wollen, können das auch tun." Die Grünen wollen ihr Positionspapier jetzt mit den Koalitionspartnern und der Opposition diskutieren.

Mehr zum Thema:

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 30. August 2022, 19:30 Uhr

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