Lebensmittelpreise: Die Zeiten billiger Lebensmittel sind vorbei - agrarheute.com

Lebensmittelpreise steigen steil an.

Über viele Jahre waren Grundnahrungsmittel die größte Inflationsbremse. Zum Leidwesen der Bauern. Denn das bedeutete auch, dass die Erlöse für die Produkte aus der Landwirtschaft schlecht waren – oder sogar gefallen sind. Das hat sich nun offenbar geändert. Nach den Energiepreisen steigen die Preise für die wichtigsten Nahrungsmittel derzeit am stärksten – und das nicht nur in Deutschland und Europa.

Auch weltweit klettern die Preise für die wichtigsten Agrar- und Nahrungsrohstoffe von Monat zu Monat auf immer neue Rekordwerte. Leider heißt das nicht automatisch, dass die Bauern endlich einmal richtig Geld verdienen. Denn: Mit den Erlösen für Agrarprodukte steigen auch die Kosten für die Produktion. Und das dramatisch. Dazu gehören neben den Kosten für Treibstoff und Energie, vor allem die Preise für Mineraldünger. Aber für sämtliche andere Betriebsmittel und Investitionsgüter gehen die Einkaufpreise ebenfalls durch die Decke. Das hat natürlich Folgen.

Die Ursachen für diese "Zeitenwende" wirken weltweit: Da sind zunächst die zerstörerischen Folgen von Corona für die Lieferketten und den globalen Handel. Dazu kommt die Explosion der Energiepreise und die daraus resultierende gewaltige Teuerung für Produktion und Transport.

Und ein gewaltiger „Katalysator“ für die globale Nahrungsmittelinflation ist der Krieg am Schwarzen Meer. Er verschärft die Energiekrise dramatisch – vor allem für Europa - und zerstört die Warenströme und den Handel mit vielen wichtigen Nahrungsmitteln und Agrarprodukten.

Heftige Teuerungsraten wie in den 70er-Jahren

Brotpreise steigen steil an.

Angesichts der dramatischen Kostenexplosion für die Produktion von Lebensmitteln, sieht der Anstieg der Verbraucherpreise für Lebensmittel mit geschätzten 6,2 % im März eigentlich noch fast harmlos aus (im Februar waren es 5,3 %). Dennoch kosten Lebensmittel in Deutschland jetzt (wie am Weltmarkt) so viel Geld wie noch nie zuvor.

Fakt ist jedoch: Solche starken Preissprünge hat es für die meisten Lebensmittel noch nie oder nur in ganz seltenen Ausnahme-Situationen gegeben – etwa zur Finanzkrise 2007 oder während der galoppierenden Inflation in den 70er-Jahren.

Für manche Ökonomen sind die heftigen Teuerungsraten aus den 70ern jedoch gar nicht mehr so weit weg. Allerdings steigen die Preise für die verschiedenen Produktgruppen unterschiedlich schnell. Und für einige wichtige Lebensmittel – wie Schweinefleisch – dürfte der größte Preisanstieg auf Verbraucher-Ebene erst noch bevorstehen. Dafür muss man nur einmal die aktuelle Entwicklung der Schweinepreise auf Erzeugerebene anschauen, wo die Preise nach einen langen Niedrigpreisphase nun steil ansteigen.

Die Daten von Destatis zeigen jedenfalls: Im Februar 2022 war Schweinefleisch für Verbraucher (erst) 4,6 % teurer als vor einem Jahr. Für Rindfleisch mussten die Menschen im Schnitt 8,9 % mehr auf den Tisch blättern. Geflügelfleisch kostete 8,0 % mehr als im Jahr zuvor.

Preise werden weiter steigen - sagen Industrie und Handel

Milchpreise steigen kräftig.

Für Brot und Getreideerzeugnisse war der Preisanstieg vor dem Hintergrund der gewaltigen Preisexplosion auf den vorgelagerten Handelsstufen – also bei Bauern, Mühlen und Bäckern – mit 5,2 % geradezu harmlos. Auch wenn der Rohstoff hier nur einen geringen Teil der Kosten ausmacht – dreht sich der Strom- und Gas-Zähler umso stärker (hier sind die Preise im März um 39,5 % gestiegen – und damit so stark wie seit dem ersten Golfkrieg 1981 nicht mehr).

Bei Mehl ging es – auch wegen Hamsterkäufen – bereits im Februar um 14,7 % nach oben und für Teigwaren (Nudeln) mussten 6,7 % mehr gezahlt werden. Mit am stärksten gestiegen sind Verbraucherpreise bei Milchprodukten. Insgesamt verteuerten sich diese im Vorjahresvergleich um 6,2 %. Vollmilch war 5,0 % teurer und für Käse mussten die Verbraucher im Februar 4,9 % mehr ausgeben. Spitzenreiter bei den Milchprodukten ist die Butter: Hier kostet das Päckchen 20,4 % mehr als vor einem Jahr.

Noch stärkster verteuert haben sich die Pflanzenöle – nicht nur Sonnenblumenöl. Hier mussten die Verbraucher 28,9 % mehr zahlen. Bei Gemüse lag die Teuerung bei 10,1 %, Kartoffeln waren 12 % teurer (im Vorjahr aber besonders billig).

Die Experten des Münchner ifo-Instituts erwarten 2022 einen empfindlichen Anstieg der Preise für Lebensmittel. „Nach unseren Umfragen planen in den kommenden Monaten mehr als zwei Drittel der Nahrungsmittelhersteller weitere Preisanhebungen“, sagte der ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser im Februar. Das seien so viele wie nie zuvor im wiedervereinigten Deutschland. "Somit dürften die Nahrungsmittelpreise in diesem Jahr ein maßgeblicher Inflationstreiber werden," sagt der Konjunkturforscher.

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