Lebensmittel mehr und besser wertschätzen - Vital

Ein Problem aus mehreren Perspektiven

Die normale Ernährungsweise, wie sie sich seit etwa dem Ende des Krieges in der Welt immer stärker durchsetzt, hat prinzipiell nur Nachteile:

  • Vor allem der inflationäre Fleischkonsum belastet die Umwelt sehr stark.
  • Lebensmittel jeglicher Art müssen ständig verfügbar sein, was zu einer auf verschiedene Arten problematischen diesbezüglichen Globalisierung geführt hat.
  • Viele Lebensmittel sind dadurch qualitativ und geschmacklich minderwertig. Sie bringen uns deshalb um wirklichen Genuss.
  • Vieles, was auf unserem Teller landet, ist hinsichtlich der Convenience-Grade weit oben angesiedelt und deshalb voller unkontrollierbarer Inhaltsstoffe.
  • Generell hat unser inflationärer Konsum dafür gesorgt, dass sich in all unseren Lebensmitteln vieles befindet, was nicht dorthinein gehört – etwa Antibiotika im Fleisch oder diverse chemische Lebensmittelzusätze.
  • Da derartige Billig-Lebensmittel so günstig sind, tendieren wir dazu, viel zu viel zu kaufen und werfen aufgrund des geringen Preises und einer ebensolchen Wertschätzung zu viel weg – mit allen diesbezüglichen Folgen, die die genannten Probleme nochmals verstärken.

Tatsächlich tragen wir als Verbraucher eine gewichtige Teilschuld an allen durch moderne Ernährungsweisen ausgelösten Probleme. Wir sorgen dafür, dass qualitativ schlechte Lebensmittel in riesigen Massen hergestellt werden, belasten dadurch die Umwelt und machen uns selbst krank. Und alles, wirklich alles lässt sich beheben, indem man Lebensmittel an sich wieder wertschätzen lernt

1. Zelebrieren Sie jede Mahlzeit

Jeder Snack kostet Geld. Geld, für das Sie hart arbeiten mussten. Für ein Pfund Kaffee beispielsweise müssen Sie beinahe eine halbe Stunde arbeiten. Zwar deutlich günstiger als das Kaufkraft-Verhältnis von 1960, aber dennoch nicht kostenlos.

Unser Problem: Wir nehmen Lebensmittel heute viel zu sehr nebenher zu uns. Am Computer, vor dem Fernseher, mit dem Handy in der Hand. So zu essen sorgt nicht nur für Übergewicht, sondern auch für ein geradezu unbewusstes Konsumieren.

  • Essen Sie jede Mahlzeit ganz bewusst und ohne Ablenkung. Am besten an einem gedeckten Tisch in Küche oder Esszimmer und höchstens mit anderen dabei sprechend.
  • Nutzen Sie jede Gelegenheit, Speisen und Getränke aus hochwertigem Geschirr zu konsumieren. Denn selbst das luxuriöseste Lebensmittel wirkt auf Pappe und Plastik weniger wertig. Nutzen Sie wunderbares portugiesisches Geschirr, gießen Sie die Getränke immer in schöne Gläser und Tassen, statt sie direkt aus Flaschen und Dosen zu konsumieren. Und stellen Sie nicht einfach die Töpfe und Kunststoffdosen auf den Tisch, sondern füllen Sie in ansprechende Schüsseln und auf Servierplatten um – je voller die Spülmaschine, desto umweltschonender und wirtschaftlicher läuft sie schließlich.
  • Nehmen Sie sich ausreichend Zeit und kauen Sie jeden Bissen mindestens 15-mal – die oft angeratene Schwelle von 30 oder gar 50 Kauzyklen sorgt bei vielen für einen äußerst unangenehmen Brei im Mund und lässt außerdem das Essen auf dem Teller auskühlen.

Wenigstens eine Mahlzeit jedes Tages sollten Sie so gestalten, wenn der Alltag schon nicht Raum für mehr lässt. Idealerweise die für Ihren Tagesrhythmus wichtigste Mahlzeit. Damit bekommt das Essen einen festlichen Charakter zurück und somit die wichtigste Grundlage zu echter Wertschätzung.

2. Kaufen Sie möglichst saisonal und regional

Sie wissen vermutlich, wie dramatisch der geschmackliche Unterschied zwischen einer wässrigen Gewächshaustomate und einer ist, die Sie zur deutschen Erntezeit im Hofladen gekauft haben. Diese Anmutung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der Wahrnehmung.

Denn durch die ständige Verfügbarkeit praktisch aller möglichen Lebensmittel haben wir vollkommen verlernt, uns danach zu sehnen. Unser Bedürfnis kann immer befriedigt werden – dies führt in jeglicher Konstellation zu einer verminderten Wertschätzung, sogar weit über Lebensmittel hinaus.

Wenn Sie dagegen Lebensmittel nur zu ihrer natürlichen Erntesaison kaufen und dann vielleicht noch darauf achten, vornehmlich solche Genüsse aus Ihrer Region zu wählen, schlagen Sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe – denn die extremen CO2-Mengen für den Transport fallen zumindest für Sie ersatzlos weg.

3. Versorgen Sie sich möglichst mit wenigstens einem Lebensmittel (testweise) ganz allein

Seit der Industrialisierung gibt es immer weniger Menschen, die ihre Lebensmittel wenigstens teilweise und im Nebenerwerb selbst produzieren. Selbst auf dem Land machen das kaum noch Menschen – zumindest nicht in unserer westlichen Welt.

In der Folge ist das Zusammenspiel der Lebensmittelerzeugung für viele abstrakt geworden. Viele wissen gar nicht mehr, welche Arbeit es selbst für einen modern ausgerüsteten Bauern bedeutet, damit auf unserem Tisch auch nur ein einziges Brot liegen kann.

Ganz ähnlich, wie kaum jemand beispielsweise eine Schnitzfigur wertschätzen kann, wenn er niemals selbst solche Formen aus einem Holzstück herausarbeiten musste, verhält es sich bei Lebensmitteln: Wer noch niemals von der Pflanze bis auf den Teller alle Schritte absolvieren musste, ist distanziert.

Diesbezüglich können Sie einfach beginnen.

  • Besorgen Sie sich Sahne mit mindestens 30 Prozent Fettgehalt. Diese füllen Sie in ein verschließbares Behältnis und schütteln es – so lange, bis sich Buttermilch und Butter trennen. Die Butter waschen und kneten Sie in kaltem Wasser.
  • Im nächsten Schritt können Sie Tomatensamen (keine fertigen Pflänzchen) kaufen und diese auf dem Balkon aufziehen. Sind die Tomaten reif, suchen Sie entweder ein Rezept mit Tomaten oder Sie verarbeiten die roten Leckereien zu selbstgemachtem Ketchup. Vor allem letzteres zeigt durch seinen Aufwand und die geringe Ausbeute, wie wertvoll eigentlich eine Flasche dieser Sauce ist.
  • Falls Sie dann noch mehr möchten, können Sie sich ganze Getreidekörner beim Landwirt besorgen und diese eigenhändig (ohne Elektrowerkzeug) mahlen – ein anstrengendes Unterfangen. Zusätzlich setzen Sie einen Sauerteig an und backen daraus ein Brot.

Sinn ist es nicht, Sie zum Selbstversorger zu machen. Bloß sollten Sie jede Gelegenheit wahrnehmen, um sich vor Augen zu führen, wie viel Aufwand selbst simpelste Lebensmittel in der Herstellung bedeuten. Wer das versteht, der lernt meist automatisch, allem mehr Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen.

4. Vergeuden Sie konsequent nichts

Angenommen, Sie würden Ölgemälde malen. Würden Sie nach Fertigstellung eines Bildes die nicht völlig entleerten Tuben wegwerfen? Mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht, dies wäre schließlich Verschwendung.

Stellt sich bloß die Frage, warum so viele Menschen bei Lebensmitteln so verfahren. Diese Denkweise von „zu viel kaufen und die Reste entsorgen“ ist schließlich ein Grundübel der Lebensmittelverschwendung.

Natürlich wäre es das Beste, Sie würden nur so viel kaufen, wie Sie garantiert direkt verbrauchen. Das ist jedoch in unserem modernen Leben oftmals nicht möglich und im Vergleich mit größeren Packungen sogar die vielfach teurere Vorgehensweise – von der Notwendigkeit zu häufigerem Einkaufen einmal völlig abgesehen.

Dennoch sollten Sie sich zwei Dinge kategorisch angewöhnen:

  1. Planen Sie bereits vor dem Einkauf eine sinnvolle, zeitnahe Verwertung aller dabei gewonnenen Lebensmittel.
  2. Frieren Sie Lebensmittel ein, besorgen Sie sich einen Einkochautomat (und Gläser) und vielleicht ein Vakuumiergerät. Werden Sie überdies kreativ beim Restekochen. Sie wollen wirklich alles bis auf den letzten Bissen verwerten.

Und wenn Sie es völlig konsequent machen möchten, dann entsorgen Sie nicht essbare Überreste ausschließlich über die Biotonne – dann ist gewährleistet, dass sie kompostiert oder wenigstens zu Biogas gemacht werden.

Übrigens sollten Sie deshalb immer sorgsam planen und ständig die Mindesthaltbarkeitsdaten im Blick behalten. Wirklich jedes Lebensmittel ist viel zu kostbar, um es einfach zu entsorgen.

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