Gegen Verschwendung: "Containerte" Lebensmittel verteilt - BR24

Kartoffeln, Paprika, verschiedene Salate und Eier liegen auf einem Tisch und einer Bank verteilt vor dem Haupteingang der Lorenzkirche in Nürnberg. Diese hätten rund zehn Mitglieder der Umweltschutzbewegung "Extinction Rebellion Nürnberg" gestern aus Müllcontainern verschiedener Supermärkte und Discounter im Norden von Nürnberg gerettet, erzählt Florian Henig, Mitorganisator der Aktion.

Nicht Retten, sondern Verschwenden der Lebensmittel kriminell

Alle Lebensmittel sind noch genießbar, deshalb wurden sie heute auch an die Bürgerinnen und Bürger verteilt. Ziel sei es so, die Menschen darauf aufmerksam zu machen, wie viele Lebensmittel in der Tonne landen, sagt Henig. Außerdem wolle man die Politik dazu bewegen, das Verschwenden von Lebensmitteln zu kriminalisieren, nicht das Retten. Laut Gesetz gilt es derzeit in Deutschland als Diebstahl, wenn aus Müllcontainern von Supermärkten Lebensmittel genommen werden.

"Wegwerfen ist skandalös"

Die Aktion vor der Lorenzkirche kommt gut an. Obwohl der Wind um die Mittagszeit heftig bläst, kommen einige interessierte Menschen vorbei, so auch Irmingard Wachsmuth. Sie findet die Verteilaktion sehr schön, sagt sie. Es würden viel zu viele Lebensmittel weggeworfen, außerdem kämen Waren auch aus anderen Ländern und würden viele Kilometer transportiert werden. Dass die Politik es nach wie vor erlaube, dass diese dann im Müll landen findet sie skandalös.

Ähnlich sieht das Studentin Selina Weber, sie findet es ebenfalls schade, dass Lebensmittel weggeschmissen würden. Sie selbst habe deshalb auch schon "containert", so nennt man das Retten von Lebensmitteln aus Mülltonnen.

Ein weiterer Bürger aus Berlin findet die Aktion auch gut, in der Hauptstadt sorgen ähnliche Aktionen aber auch für heftige Kontroversen erzählt er. Dort hätten Aktivisten Straßen blockiert und die Autofahrenden so an der Weiterfahrt gehindert. Das fanden nicht alle gut, erzählt er.

Pater Jörg Alt verteilt mit

Bei der Aktion hat sich auch Hochschulseelsorger Pater Jörg Alt beteiligt. Er half den Mitgliedern von "Extinction Rebellion Nürnberg" dabei, die Menschen auf der Straße anzusprechen. Vor genau zwei Monaten hatte er sich selbst wegen Diebstahls angezeigt, nachdem er Lebensmittel aus Müllcontainern von Supermärkten genommen hatte. "Die Anzeige dümpelt derzeit zwischen Staatsanwaltschaft, Polizei und Rechtsanwalt rum", erzählt er.

Das Ganze habe er nicht zum Spaß gemacht, sondern um darauf aufmerksam zu machen, dass es ein Gesetz brauche, dass die Verschwendung von Lebensmittel stoppe. Es ärgert ihn maßlos, dass die Politik bisher nicht reagiert habe, obwohl es sogar schon einen Gesetzentwurf gebe, so Jörg Alter. In anderen Ländern wie Tschechien, Italien oder Frankreich gebe es solche Gesetze schon.

Aktion ein voller Erfolg

Etwa zwei Einkaufswagen voll hatten die Mitglieder der Umweltbewegung gestern aus den Mülltonnen der Supermärkte und Discounter in Nürnberg geholt. Nach rund einer Stunde sind diese fast vollständig vor der Lorenzkirche verteilt worden. Florian Henig ist zufrieden mit der Aktion. Ob und wann es wieder eine ähnliche gebe, könne er gerade nicht sicher sagen. Soviel ist ihm und den Mitgliedern sowie Pater Jörg Alt klar: Sie werden sich weiter dafür einsetzen, dass noch genießbare Lebensmittel nicht in der Mülltonne landen, sondern gespendet werden können, zum Beispiel an Sozialbedürftige.

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