Inside out – Japan in Berlin (2): Einmal Katze und Kuchen, bitte - Tagesspiegel

Die Ausstattung im Katzencafé in Neukölln deutet auf 20 Tiere hin. Sind aber nur zwei. Und dann läuft auch schon die Nase. Eine kleine Reportage.

Katharina Kunert
Alles für die Katz: die Deko im Neuköllner Katzencafé.Foto: Katharina Kunert

Ohne Pandemie wären unsere elf jungen Journalistinnen und Journalisten der Paralympics Zeitung jetzt eigentlich in Tokio. Von dieser Reise sahen wir zu diesen Spielen ab und sitzen nun in Berlin. Aber sollte es in dieser Stadt nicht auch so etwas wie Japan-Flair geben? Wir haben uns auf die Suche gemacht. Hier unsere SerieInside out – Japan in Berlin. Teil zwei: Kalligrafiekurs am Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin in Dahlem.

„Achtung Kater-Schleuse“, warnt eine blaues Schild mit drei Ausrufezeichen und zwei intensiv starrenden Katzen darauf. Es ziert den Eingang des Katzencafés in Berlin-Neukölln, das zu betreten sich als gar nicht so einfach herausstellt: Warten, bis die Kellnerin die Tür aufschließt, dann schnell durch die „Kater-Schleuse“ und die eng dahinter liegende Eingangstür flitzen, sodass bloß keine Katze entkommt.

Dann sieht man sie. Die Armee aus Katzen aller Formen und Farben, die auf Sitzkissen, eingerahmten Bildern und Plakaten das Café bevölkert. Und dann gibt es da noch die zwei lebendigen Exemplare: Pelle und Caruso. Entspannt räkeln sie sich auf Kissen und springen hin und wieder auf den Schoß hoch erfreuter Gäste. Sitz- und Schlafgelegenheiten haben sie zuhauf: Unter den Bänken reiht sich ein Katzenkörbchen neben das nächste, mitten im Raum liegt ein Kriechtunnel aus Stoff und am Fenster ist eine kleine Aussichtsplattform angebracht. Die Ausstattung deutet auch 20 Katzen hin, hier gibt es aber anders als in den taiwanesischen und japanischen Ursprungscafés nur die zwei. Warum?

Großes Katerfrühstück

„20 oder 30 Katzen in ein Café zu stopfen, wie in manchen asiatischen Katzencafés, würde man hier nie genehmigt kriegen“, sagt Andrea Kollmorgen, die Besitzerin des Cafés. Der Bewirtungsraum habe eine Größe von 41,84 qm. Da die Auflage „pro Katze 20 qm“ lautet, seien also nur zwei erlaubt. „Und das reicht mir auch völlig aus“, sagt sie. „Das hier ist kein Zoo, sondern eine gastronomische Einrichtung.“ Auch deshalb erhebt Kollmorgen eine Katzenstreichelgebühr von fünf Euro für alle, die nichts kaufen, sondern nur zum Streicheln vorbeikommen.

„Pee Pees Katzencafé“, ist Deutschlands erstes Café dieser Art und wurde 2013 von Kollmorgen gegründet. Die Inspiration kam nicht etwa von den im asiatischen Raum verbreiteten Katzencafés, sondern von einer Japanerin, die in Wien eines eröffnete: Mit wenigen Katzen und individuell gestaltet. Und auch sonst erinnert in Kollmorgens Café nichts an die vor allem in Japan verbreiteten sogenannten „Nekokissa“, die von Japaner:innen besucht werden, die – wie die meisten in dem Land mit der hohen Einwohnerzahl – in ihren kleinen Wohnungen keine Haustiere halten können.

Unsere Autorin durchsucht die Kartze.Foto: Nils Wattenberg

Die Speisekarte räumt den letzten Zweifel darüber aus, ob sich das Café den japanischen Originalen orientiert: Großes Katerfrühstück, Torte und Pfannkuchen, statt Reisbällchen, Tofu und Mochi.

Regel zehn richtet sich an Allergiker

Doch wo Tiere und Gastronomie zusammenfallen, da ergibt sich eine Herausforderung: Die Hygiene. Katzen müssen schließlich auch manchmal für kleine Königstiger – kommt etwa daher der Name des Cafés, „Pee Pee“? „Nein, die Katzen haben natürlich ihre eigenen Katzenklos, die abgetrennt vom Gastronomiebereich sind“, sagt Kollmorgen. „Als ich das Café gegründet habe, kam ich gar nicht auf die Idee, dass jemand den Namen ,Pipi' aussprechen würde. Wir sind schließlich in Deutschland.“ Richtig ausgesprochen werde es PP, wie der Buchstabe. Das sind die Initialen von Kollmorgens gehörlosem Hauskater: Pauken-Paule. Insgesamt lebt Kollmorgen mit vier Katern und einer Katze zusammen.

Doch obwohl das Café nach Pauken-Paule benannt ist, betreten er und seine haarigen Mitbewohner es niemals: „Katzen sind Reviertiere“, sagt Kollmorgen „das würde Ärger geben. Zumal ich aufgrund der Verordnung sowieso nicht noch mehr Katzen im Café haben darf.“

Katzenmama Andrea Kollmorgen.Foto: promo

Revier ist dabei wörtlich zu verstehen: Wenn Kollmorgen Feierabend hat, haben Pelle und Caruso das Café für sich allein.

„Dies ist das Zuhause der Katzen – du bist Besucher“ lautet  auch das erste Gebot der Katzenregeln, die an die Speisekarte angeheftet sind. Laut Kollmorgen eigentlich scherzhaft gemeint, flößen sie dem Katzen-Laien aber doch ein wenig Angst ein. So mahnt die zehnte Regel. „Allergiker hören bitte auf, so wehleidig zu sein und Niesen desweiteren keinesfalls in Richtung der Katzen.“ Wie aufs Stichwort beginnt der Atem zu pfeifen und die Nase zu laufen.

Zeit für einen Katzensprung aus dem Café.

Teil eins: Kalligrafiekurs am Japanisch-Deutschen Zentrum Berlin in Dahlem.

Dieser Text ist Teil der diesjährigen Paralympics Zeitung. Alle Texte unserer Digitalen Serie finden Sie hier. Alle aktuellen Entscheidungen und Entwicklungen lesen Sie in unserem Paralympics Blog.

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