Fleisch, Gemüse, Mieten, Handwerker, Kredite - wird jetzt wirklich alles teurer? - FOCUS Online

Die Inflation war über zehn Jahre verschwunden und kehrt nun mit voller Wucht zurück. Die Teuerungsrate in Deutschland ist im Mai auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen - und die Tendenz zeigt nach oben. Die Anzeichen stehen auf Preisanstieg. Während einer Inflation verliert Geld an Wert, Verbraucher müssen deutlich mehr ausgeben, um an Produkte und Dienstleistungen zu kommen.

Wo müssen Verbraucher derzeit tiefer in die Tasche greifen?

An der Tankstelle

Jahreshoch an der Zapfsäule! Laut ADAC kletterte der Preis für einen Liter Super E10 im Bundesdurchschnitt auf 1,507 Euro. Das waren 0,7 Cent mehr als in der Vorwoche. Diesel legte um fast einen Cent zu. Der Liter kostet im Schnitt 1,368 Euro. Seit Jahresanfang ging es beim Sprit satte 18 Cent rauf. Diesel legte um 15 Cent zu.

Im Supermarkt

Kaffee ist so teuer wie seit Jahren nicht mehr. Das wirkt sich auch auf die Preise im Supermarkt oder in der Kaffeerösterei um die Ecke aus. Tchibo hat bereits im Vormonat die Preise angehoben. Discounter und Supermärkte sind diesem Beispiel gefolgt. Aber auch die Gastronomie verlangt mehr Geld für Cappuccino, Espresso oder Filterkaffee. Aktuelles Beispiel: Ein Cappuccino kostet in München über vier Euro. Vor der Corona-Pandemie gab es die Tasse im Schnitt für 3,50 Euro.

Allein Erbsen kosten jetzt satte zehn Prozent mehr, so eine Auswertung der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft. Auch für Spinat, Äpfel, Bananen und Kiwi zahlen Verbraucher derzeit deutlich mehr als noch im Vorjahr. Aktuellstes Beispiel: Erdbeeren und Kirschen sind fast acht Prozent teurer als zum Saisonstart 2020. Im Schnitt ging es bei frischem Obst und Gemüse satte fünf Prozent rauf. Kleiner Trost: Kartoffeln und Zwiebeln sind günstiger geworden, weil Landwirte sich über eine sehr gute Ernte freuen können.

Beim Metzger

Auch Fleisch ist teurer. Besonders für Schweinefleisch zahlen Verbraucher derzeit höhere Preise. Angetrieben werden sie von einer erhöhten Nachfrage aus China. Weil Discounter und Supermärkte nun auch zu hochwertigerem Fleisch aufrufen und Investitionen von den Bauern verlangen, könnten die Preise hier weiter anziehen. 500 Gramm Hackfleisch für 99 Cent gibt es wohl längerfristig nicht mehr.

Im Gartencenter

Blumen und Pflanzen sind ebenfalls teurer geworden. Der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) erklärt, dass die steigenden Preise auf die erhöhte Nachfrage zurückzuführen sind. Viele Menschen haben während Corona ihren Garten aufgehübscht, sich mehr Blumen gegönnt und die Wohnzimmer mit Pflanzen dekoriert. Besonders gefragt waren Rosen und Kräuterpflanzen.

Im Baumarkt

Die Rohstoffpreise steigen weltweit. Besonders für Baumaterial müssen Verbraucher derzeit ordentlich draufzahlen. Bauunternehmen und Handwerker müssen Kostenvoranschläge neu berechnen. Ein aktuelles Beispiel: Für ein neues Dach eines Einfamilienhauses fallen nun fast 3.000 Euro zusätzliche Kosten an. Schuld an dem Preisanstieg? Stahl, Holz und Beton ist auf dem Rohstoffmarkt so teuer wie lange nicht mehr. Zudem meldet die Schifffracht eine erhöhte Nachfrage, sie sortiert mittlerweile Angebote nach Schnelligkeit und Lukrativität aus. Getrieben werden die Preise durch Corona-Maßnahmen in den USA und in China. Die Regierungen fördern dort den Hausbau mit Finanzspritzen.

Steigen jetzt auch die Mietpreise?

Es ist mehr als sicher, dass die Mietpreise steigen. Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum bleibt konstant hoch. In den Städten gibt es zudem immer mehr Single-Haushalte und es wird gleichzeitig zu wenig gebaut. Die Kosten für Baumaterial, Transport und Energie steigen seit Anfang des Jahres munter weiter. Fest steht: Mieter müssen im Herbst mit höheren Heizkosten, Strompreisen - und somit Nebenkosten rechnen. Wohnen wird also über die nächsten Jahre teurer.

Und was ist mit Krediten?

Grundsätzlich zählen Kreditnehmer zu den Profiteuren der Krise. Allerdings nur dann, wenn sie bereits einen Kredit abgeschlossen haben. Der nominale Kreditbetrag bleibt gleich, doch das Geld ist weniger wert. Somit sinkt die reale Schuldensumme. Allerdings gilt: Weil die Preise steigen, brauchen Verbraucher höhere Kreditsummen. Die dann wieder abbezahlt werden müssen.

Kredit Vergleich 

Worauf muss ich jetzt achten?

FOCUS Online rät: Vorausschauend einkaufen, gut vorplanen, Preise verlangen. „Bitte keine Werbung“-Aufkleber vom Briefkasten entfernen und den Fokus auf die wöchentlichen Prospekte von Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Kaufland, Netto Marken-Discount, Norma und Co. achten.

Wollen Sie eine neue Markise für die Terrasse oder eine Küche kaufen, gilt es: Kostenvoranschläge einfordern und sich schriftlich bestätigen lassen, dass Sie im Falle einer Verzögerung nicht für die entstandenen Kosten aufkommen müssen.

Lokal lohnt sich! Wein, Gemüse, Fleisch und Obst aus regionaler Herkunft sind günstiger als Produkte aus Übersee. Kaum vorstellbar und doch möglich: Ein Besuch auf dem Wochenmarkt lohnt sich während der Inflation eher, als die Obst- und Gemüsetheke im Supermarkt.

Steht eine Gehaltsverhandlung an, haben Sie jetzt die besten Chancen Ihr Gehalt anzupassen. Will der Chef nichts davon hören: Aufschlag mittels Bonus verlangen. 

Haben Sie mehrere Kredite gesammelt, hilft es diese jetzt umzuschulden.

Auch Ihr Erspartes sollte klug angelegt werden. Auf dem Sparbuch, dem Festgeldkonto oder dem Tagesgeldkonto bringt das angelegte Geld wenig. Investieren Sie lieber in Immobilien, ETFs oder Edelmetallen. Längerfristig fahren Sie damit auf der lukrativsten Seite.

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